Forschungsprojekt: Medizinische Versorgungszentren

Medizinische Versorgungszentren: Stärken und Schwächen kommunaler und gemeinnütziger vs. investorenbetriebener Modelle

Projektziel

Die ambulante Gesundheitsversorgung durch MVZs ist eine Art Prisma der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Gleichzeitig liegen die tatsächlichen Wirkungen verschiedener MVZ-Modelle auf die Versorgungslandschaft immer noch weitgehend im Dunkeln. Vor diesem Hintergrund verbinden wir eine Untersuchung des Status quo mit einer in die Zukunft gerichteten potentialorientierten Analyse.

Projektbeschreibung

Kontext

Der Gesetzgeber hat im Jahr 2004 die Voraussetzungen zur Einrichtung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in der ambulanten ärztlichen Versorgung geschaffen. MVZ sollen einerseits positive Impulse für die Patientenversorgung setzen. Andererseits befürchteten niedergelassene Ärzt*innen durch die Ausbreitung von MVZ einen Autonomieverlust in ihrer Freiberuflichkeit. Insbesondere wurde befürchtet, dass gewinnorientierte Investoren die ärztliche Therapiefreiheit in MVZ beschränken könnten. Weniger diskutiert wurden bislang die Chancen, mit MVZ die ambulante Gesundheitsversorgung stärker mit kommunalen Bedarfen und Strukturen sektorenübergreifend zu verbinden. Das Forschungsprojekt knüpft an von der HBS finanzierte Vorarbeiten an und untersucht den Status quo idealtypischer MVZ-Modelle in Deutschland sowie mögliche Pfade hin zu einer nachhaltigen Transforma-tion des Gesundheitssystems im Sinne einer stärkeren Mitbestimmung und Gemeinwohlorientierung.

Fragestellung

(1) Wie lassen sich verschiedene MVZ Modelle vergleichend kategorisieren in Bezugnahme auf Eigentums- und Rechtsformen, organisations- und betriebswirtschaftliche Faktoren sowie Leistungsdimensionen wie Patientenversorgung, Arbeitsbedingungen, Diversität, Mitbestimmung und Sozialraumentwicklung?

2) Welche zukünftigen Entwicklungspfade kann die ambulante Gesundheitsversorgung durch die Etablierung medizinischer Versorgungszentren nehmen? Welche MVZ-Modelle müssten hierfür auf welche Weise gestärkt werden? Insbesondere kaum erforschte gemeinwohlorientierte und partizipative MVZ in kommunaler und freigemeinnütziger Trägerschaft sowie in Genossenschaftsform bergen möglicherweise noch unerschlossene Potentiale.

Untersuchungsmethoden

Im Rahmen eines Fallstudien-Forschungsdesigns werden qualitative empirische Daten mittels Interviews mit zentralen Akteur*innnen in den jeweiligen MVZ gesammelt und wo möglich, mit teilnehmenden Beobachtungen, internen Berichten und Leistungsindikatoren trianguliert. Die Daten werden inhaltsanalytisch mit Hilfe der Gioia-Methodik ausgewertet. In dem rechtswissenschaftlichen Untersuchungsteil wird ausgewertet, ob die sozial-, berufs- und kommunalrechtlichen Regelungen einschließlich ihrer Konkretisierung auf Landesebene geeignet oder hinderlich sind, gemeinwohlorientierte MVZ mit guten Arbeitsbedingungen zu fördern.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Felix Welti
Universität Kassel
Institut für Sozialwesen

Prof. Dr. Stefan Gold
Universität Kassel
FB 07 Wirtschaftswissenschaften

Prof. Dr. Stefan Greß
Hochschule Fulda
FB Pflege und Gesundheit

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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