Projektbeschreibung
Kontext
Über die Relevanz des beruflich-betrieblichen Bildungspersonals für die Qualität beruflicher Bildung herrscht in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft weitgehend Einigkeit. Dabei nimmt das Bildungspersonal eine wesentliche Rolle in der Bewältigung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben ein. Steigende Anforderungen an das Bildungspersonal ergeben sich aus dem demografischen Wandel, der Digitalisierung von Lern- und Arbeitsprozessen sowie der Integration heterogener Lernendengruppen. Trotz ihrer gesellschaftlichen Relevanz ist das betriebliche Ausbildungspersonal in der berufspädagogischen Forschung unterrepräsentiert. Die berufspädagogische Qualifizierung durch die AEVO-Prüfung zeigt in der Praxis nur geringe Wirkung. Kompetenzentwicklung erfolgt meist als Erfahrungslernen im Berufsalltag.
Das übergeordnete Ziel dieses Vorhabens ist die Schaffung einer gesicherten Erkenntnisbasis für die Gestaltung von Qualifizierungsmaßnahmen für das betriebliche Ausbildungspersonal.
Fragestellung
Folgende Fragestellungen sollen im Rahmen des Forschungsvorhabens in einem qualitativ-empirischen Zugang erforscht werden:
• Welche Entwicklungsaufgaben und -wege können in der Berufsbiographie betrieblicher Ausbilder:innen rekonstruiert werden? In welcher Form, wann und in welcher Reihenfolge treten typische Herausforderungen auf?
• Wie sehen darauf bezogene informelle Lern- und Entwicklungsprozesse aus?
- Welche Faktoren bedingen einen reflexiven Umgang der pädagogischen Tätigkeiten des Bildungspersonals?
- Welche Rolle spielen die pädagogisch-didaktischen Inhalte der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) und der zugeordneten Vorbereitungskurse?
• Welche Rolle spielen lokale Praxisgemeinschaften (z.B. in Prüfungsausschüssen, in der Verbundausbildung und in gewerkschaftlichen Strukturen etc.)? Welchen Einfluss haben überregionale kollegiale Bezugsgruppen z.B. ebenfalls in gewerkschaftlichen Strukturen oder auch in sozialen Netzwerken der Berufsgruppe?
Untersuchungsmethoden
Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden drei empirische Zugänge gewählt:
a.) Zur Erhebung des Forschungsstands zum ausbildenden Personal wird eine systematische Literaturrecherche, gestützt durch eine wissenschaftlich strukturierte Vorgehensweise z. B. nach PRISMA durchgeführt.
b.) In Ausbildungseinrichtungen werden berufsbiographisch orientierte, problemzentrierte Interviews vor dem theoretischen Hintergrund der Entwicklungsaufgaben mit hauptberuflichen Ausbilder:innen geführt. Für Ausbilder:innen in der berufsbiographischen Übergangsphase wird ein Forschungsdesign im Längsschnitt erarbeitet und umgesetzt.
c.) Im Rahmen der Fallstudie werden Interviews mit Dozent:innen der Vorbereitungskurse für die AEVO-Prüfung geführt. In einer Zusammenschau mit den Ergebnissen der Interviews mit den Ausbilder:innen sollen erste Tendenzaussagen über Wahrnehmung und Wirkung der formalen Ausbildendenqualifizierung möglich werden.